Ein Tag in aller Liebe by Francoise Dorner & Oliver Kube & Audible Gmbh

Ein Tag in aller Liebe by Francoise Dorner & Oliver Kube & Audible Gmbh

Autor:Francoise Dorner & Oliver Kube & Audible Gmbh [Dorner, Francoise & Kube, Oliver & Gmbh, Audible]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Gegenwartsliteratur
Herausgeber: Audible GmbH
veröffentlicht: 2016-10-03T23:00:00+00:00


Richard hatte schlechte Laune. Violettes Befürchtungen, sie könne ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, fielen mit einem Schlag in sich zusammen. Mit François hatte ohnehin nichts stattgefunden. Er hatte sich tausend Mal bei ihr entschuldigt und ihr erklärt, dass ihm so etwas noch nie passiert sei und dass er sich selbst nicht verstehe. Sie hatte ihm sehr freundlich und beruhigend geantwortet, es sei doch nicht so schlimm: Auf einen Fehlschlag mehr oder weniger komme es bei ihr ohnehin nicht mehr an. Angesichts seiner bedrückten Miene fügte sie sanft hinzu, er könne doch nichts dafür. Sie halte sich selbst für höchst mittelmäßig, und es hätte eines Wunders bedurft, wenn er mehr für sie empfände als Mitleid. Sein ungeschickter, aber aufrichtiger Protest gefiel ihr. Sie machte sich keine Vorwürfe, dass sie ihm beinahe nachgegeben hätte – ganz im Gegenteil. Fast war sie stolz auf das unerfüllte Begehren.

Das Telefon ihres Mannes klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und kümmerte sich nicht weiter darum.

»Gehst du nicht dran?«

»Wir sind beim Essen, und die Nummer ist unterdrückt. Die Nudeln sind übrigens zu weich«, fügte er hinzu und steckte seine vor Tomatensoße triefende Gabel in den Mund.

Ein verzagtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Heute ging wirklich alles schief. Trotzdem fühlte sie sich zunehmend leichter und ohne jedes Schuldgefühl. Als François sie zu sich hinuntergerissen hatte, hatte sie die Augen geschlossen. Nicht er war es gewesen, der sie küsste. Plötzlich war sie wieder fünfzehn Jahre alt. Es goss in Strömen, und dieser Junge aus der Jesuitenschule hielt sie in den Armen. Er brachte ihr bei, wie sie den Mund öffnen und was sie mit der Zunge tun sollte. Das erste Mal war einfach wundervoll gewesen – und ganz ohne Folgen. Genau genommen verdarb man alles, wenn man weiterging.

Richards Handy klingelte erneut.

Violette seufzte: »Nun geh schon dran! Vielleicht ist es ja wichtig.«

Er zitterte, als er die Nummer erkannte, die dieses Mal auf dem Display stand. Ehe er das Gespräch jedoch annahm, stand er hastig auf und ging in sein Arbeitszimmer. Er schloss die Tür hinter sich, und Violette überlegte, wann er sie wohl verlassen würde.



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